Das Besondere durch Improvisation



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Grundlagentechnik lernen ist wichtig, jeder sollte sein "Besteck" aus dem FF beherrschen bevor er sich an wichtige Kundenaufträge macht, sonst führt dies zu merkwürdigem Shootingverhalten und Kundenirritationen.

Eine vernünftige Planung und Vorbereitung ist für jedes Shooting hilfreich - inwieweit dies geht und notwendig ist, hängt natürlich vom Job und vom Arbeitsstil des Fotografen ab.
Beim Shooting selbst sollte man allerdings nicht mehr ewig darüber nachdenken müssen, welche Blende man nun nimmt, welches Licht zu setzen ist, welche Hintergründe gebraucht werden usw.. Als Klarinettist eines Orchesters z.B. denkt man während des Konzertes auch nicht darüber nach, welche Tasten man für das hohe E drückt, man tut es einfach.
Wenn die Rahmenbedingungen vorm eigentlichen Fototermin stehen, sollte man seinen Kopf für das Motiv frei haben und dem Shooting seinen Lauf lassen. Und wenn etwas nicht gleich funktioniert, ist es meistens auch kein Beinbruch, weitermachen und auf den Weg zurückfinden.

Oft lässt sich nicht alles im Vorweg planen, Dinge haben ihre Eigendynamik und fordern uns dort, wo wir vielleicht gerade nicht vorbereitet sind. Gerade da ist es wichtig, nicht zu verkrampfen und hektisch nach den richtigen Einstellungen und Lösungen zu suchen. Wenn wir alle Oktaven beherrschen, sollte auch das uns nicht aus der Ruhe bringen und wir können nun in die IMPROVISATION übergehen, um hier die Herausforderung anzunehmen. In den Schwierigkeiten, die uns begegnen steckt die größte Chance etwas GROSSARTIGES zu machen, auch wenn das Großartige vielleicht nur durch eine Kleinigkeit erreicht wird. Durch die Herausforderung der zunächst unliebsamen Situation können wir über uns hinaus wachsen und etwas ganz BESONDERES kreieren, das mit zu viel Planung nicht entstanden wäre.

Für viele fotografische Aufgaben braucht man eigentlich nur ganz wenig und man kann viele Dinge zweckentfremden. Man kann nicht erst gute Bilder machen, wenn die Blitzanlage mindestens aus vier Studioblitzen besteht und man die neueste und teuerste Kamera sein Eigen nennt.

Ich erinnere mich noch gut an meine erste "Vorstellung" bei der ersten Presseagentur für die ich gearbeitet habe. Es war das Jahr 1992 und ich war stolzer Besitzer einer kompletten Minolta X-700 Ausrüstung mit Metz CT 45 Stabblitzgerät 1f609. Von Blitzanlagen hatte ich damals noch keine Ahnung, welcher Student konnte sich sowas auch schon leisten.
Meine "Aufnahmeprüfung" bestand darin, dass ich alle Mitarbeiter (damals waren es 5 Personen) einmal fotografiere und zwar so, wie ich es machen würde. Und das in einem dunklen Kellerbüro, auf einem Diafilm von Fuji mit 100 ISO. Ich überlegte kurz und schnappte mir die weisse Bürotür, hing sie aus und nutzte sie als Reflektor. Meinen Stabblitz entfesselte ich mit einem Stativ und stellte das Ganze vor den installierten Papphintergrund.
Es funktionierte. Schnell zu Foto Quick und nach knapp 2 Stunden hatte ich den Job. Der Anfang war gemacht!

Diese Herangehensweise an fotografische Arbeiten habe ich bis heute beibehalten. Ich schaue, was es an der Location gibt, das ich für die Aufnahmen nutzen kann, um nicht immer den konventionellen Weg zu gehen. Und jede IMPROVISATION ist anders. Das Ergebnis ist dann immer etwas BESONDERES.